Meine Reise nähert sich dem Ende. Heute ist mein letzter Tag hier in Japan.
Es ist jetzt 19.50 Uhr, ich müsste jetzt die Koffer langsam beginnen zu packen,
aber irgendwie bin ich nicht bereit dazu... ich will nochmals die vergangenen
Tage Revue passieren lassen und ein bisschen nachschmecken. Bei mir ist das so,
dass sobald ich die Koffer zu packen anfange, auch irgendwie das Reise- bzw.
Ferien-Feeling verschwindet.
Es hat sehr viel Spass gemacht und ich muss wirklich sagen, in den letzten 17
Tagen, habe ich nur positives erlebt. Falls du jetzt denkst, das sich das aber
in meinen Berichten anders angehört hat, muss ich dir sagen, das erstens
natürlich sehr viel Ironie dabei war, und zweitens, ich in der Schweiz geboren
und aufgewachsen bin, das heisst, dass mir schon von jung an, jeweils das Haar
in der Suppe zu finden, in die DNS eingeplanzt worden ist.
Angefangen von den Menschen hier, die von einer unglaublichen Freundlichkeit
sind, unabhängig ob sie an dir was verdienen oder nicht (das ist eben in vielen
anderen Länder anders...), auch der normale Passant gibt sein bestes um dir
weiterzuhelfen wenn du ihn darum bittest. Ich hatte in Reisebücher gelesen das
hier die Leute scheu sind, oder gar Taxifahrer für Ausländer nicht immer
anhalten usw.... ich kann dir sagen, das ist alles nicht wahr und trifft weder
für Osaka, Kyoto oder Tokyo zu.
Als ich ihn Tokyo ankam, muss ich ehrlich sagen, war ich ein bisschen
schockiert. Ich hatte das Gefühl in einem Bienennest mit Bienen auf Ecstasy
gelanded zu sein. Auch die ersten Tage, an denen ich jeweils ein neues
Stadtgebiet erkundet habe, hat sich dieser Gedanke nicht geändert. Es ist
einfach zu viel von allem da... Menschen, Lichter, Lärm, Feuchtigkeit, Autos...
usw. Nicht das es mir nicht gefallen hätte, ich habe mich ja amüsiert... jedoch
war das Tokyo das ich mir vorgestellt hatte... etwas ganz anderes. Ich kann dir
das nicht erklären, einfach ein Bauchgefühl das dir sagt... das ist nicht das,
auf das du dich die letzten Jahre gefreut hast.
Dieses Gefühl verschwand dann jedoch. Statt dem was ich erwartet hatte, fand ich
etwas anderes, das mir zu gefallen begann. Sobald ich die Suche nach den 1000
Anime, Manga, Games und Elektronik Läden eingestellt hatte, da ich selber davon
schon die Nase voll hatte, und die Metropole ein bisschen anfing kennenzulernen,
öffneten sich mir ganz neue Ansichten. Sobald du bremst, und dich nicht vom
völlig irren Chaos hier mitreissen lässt, fängst du an Links und Rechts von dir
interessantes zu entdecken... Das passierte mir z.B. in Shibuya, wo es auf den
ersten Blick nur Chaos gibt. Ca. 100m um die Ecke aber, fand ich ein kleines
Strässchen. Dort entlang hat es eine Reihe von kleinen Bars die zum Afterwork
Bier oder einer Mahlzeit einladen, das du dort in der nähe des Shibuya Bahnhofs
bist merkst du kein bisschen. Ich war dort in einer Bar mit 4, ja du hast
richtig gelesen 4 Plätze für Gäste... wenn es 4 Gäste hat ist die Bude voll. Ich
habe dort einen lustigen Abend verbracht, mit einem Barmann, der diesen Namen
auch verdient. So wie diese, gibt es in Tokyo viele nette Kleinigkeiten zu
entdecken... das macht Spass! Das überaschende am Ende dieser Reise ist die
Erkenntnis, Japan macht auf eine nicht erwartete Art und Weise mega Spass!! Ich
komme wieder, das ist sicher.
Auf wiederlesen,
MoChan
Nachfoglend noch Die Hit- und Shit-Paraden (Begriff Shit-Parade zu Ehren des Hochintellektuellen Lesestoffs, der Bibel der Verlierer, der Lechz/Fummel Generation der 80'er Jahre: ganze einfach dem MAD-Magazin, und damit meine ich nicht die neue Version die jetzt wieder an den Kiosken zu finden ist... die ist nämmlich einfach Würg!).
Was war Top... was war Shit, die Resulate der Jury lauten:
Die Japan-Trip 2011 - Top 5 Hits:
Platz 5
-
Tako Yaki & Mos Burger
Platz 4
-
Sauberkeit und Ordnung
Platz 3
-
Pünktlichkeit und Effizienz der ÖV-Betriebe
Platz 2
-
Freundlichkeit im Allgemeinen
Platz 1
-
DJ
Krankenwagen (auch DJ Polizei- oder Feuerwehrwagen)
Was der "DJ Krankenwagen" ist fragst Du? Wenn ein Krankenwagen sich an
einer von vielen Menschen und/oder Autos frequentierten Kreuzung oder
Strasse nähert, nimmt der Fahrer oder Beifahrer des Rettungswagens das "Mic"
in die Hand und während die Sirene noch voll weiterheult macht er über
einen Lautsprecher eine Durchsage... das spielt sich etwa
folgendermassen ab: "IUUUUIIUUUIUUUIUUU
(Sirene) Hallo Liebe Mitbürger, bitte machen sie schnell Platz... wir
haben ein unlösbares menschliches Puzzle äääh äääh nein ich meinte,
einen dringenden Notfall... IUIUIUUUUUIUUUUUUUUUUU...."
Die Japan-Trip 2011 - Shitparade Top 5 Shit's:
Platz 5
-
Amerikanisierte Gesellschaft
Platz 4
-
Versuch meine Japanischkenntnisse einzusetzen - Die ersten Tage waren voll der Frust, ich versuchte Informationen auf japanisch zu erhalten, geantwortet wurde mir jedoch immer auf englisch... bis ich die blendende Idee hatte den Leuten zu sagen, dass ich kein Englisch verstehe, ich sei Italiener... zuerst schienen die Leute geschockt, jedoch sprachen sie mit mir danach mangels Alternativen japanisch.
Platz 3
-
Tokyo - Stress & Hektik
Platz 2
-
Luftfeuchtigkeit
Platz 1
-
Unsichtbare Stechmücken
Vor allem in Kyoto... sobald ich mich auch nur in die nähe einer Pflanze
begab, schwups, Schmerz! Wie von Geisterhand oder besser Stich hatte ich an
den Beinen wieder so ein jucken und brennen. Die Stechmücken habe ich jedoch
nie gesehen... Als ich dann in Tokyo ankam, war es auch wieder vorbei...
keine neuen Stiche... bis zu meinem Rungang in Odaiba... dort
machte ich es mir in einem kleinem Park gemütlich... und keine 2 Minuten
waren vergangen... die unsichtbaren Stechmücken hatten wieder zugeschlagen.
Autsch!
Das Tokyo Metropolitan Government Gebäude vom Shinjuku Central Park aus:
Gesichtet in Shinjuku: Ein Puppentheater...:
Shopping-Erlebnis des Tages:
Da wollte ich doch einfach noch ein bisschen nach Elektronik Artikel
umsehen... da entdecke ich
in der Stockwergbeschreibung von Yodobashi Camera folgende
Produktsortimentbezeichnung:
"Floor of Darkroom
articles"
... ich beschloss spontan, dass ich dieses Stockwerk meiden würde...